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Ratgeber zum Thema DEMENZ

Erhalten Menschen die Diagnose „Demenz“, dann steht die Welt erst einmal Kopf. Viele Fragen stehen im Raum und Unsicherheit macht sich breit. Damit dies nicht lange so bleibt, haben wir Ihnen hier Antworten auf die drängendsten Fragen notiert.

Bleiben Fragen offen, wenden Sie sich bitte gern an unsere Beraterin Eva Helms, Tel: 839 73 80 (AB) oder demenz@familienzentrum-radebeul.de!

Häufige Fragen zur Krankheit und zum Umgang mit Menschen mit Demenz

Es gibt sehr viele verschiedene Formen der Demenz. Die meisten Menschen erkranken an der Demenz vom Alzheimer Typ oder an einer vaskulären, das bedeutet gefäßbedingten Demenz. Für diese beiden Formen sind typische Symptome definiert. Dazu gehören

  • Nachlassen des Kurzzeitgedächtnisses, das über bloße Vergesslichkeit hinausgeht.
  • Zunehmende Schwierigkeit, komplexe Aufgaben zu bewältigen (z. B. Dinge in der richtigen Reihenfolge zu tun).
  • Abnehmendes Interesse an der Umgebung und an anderen Personen.
  • Wortfindungs- und Sprachstörungen.
  • Lese-, Schreib- oder Rechenfähigkeit nehmen ab.
  • Verminderte Aufmerksamkeit und/oder großes Schlafbedürfnis.
  • Wahnvorstellungen, wie Bestehlungs-, Vergiftungs- oder Eifersuchtswahn.
  • Zeitliche Desorientierung (sowohl zur Tageszeit als auch im biografischen Erleben)
  • Räumliche Desorientierung.
  • Verlust praktischer Fähigkeiten und später Unfähigkeit, den Alltag zu bewältigen
  • Allgemeine Verlangsamung

Allen Demenzformen gemeinsam ist die Verschlechterung der Fähigkeiten Gedächtnisses, des Denkens oder anderer Hirnleistungen im Vergleich zum früheren Zustand.

Viele Symptome, die einer Demenz zugeordnet werden, können auch Anzeichen für eine andere Erkrankung sein (z. B. Schilddrüsen-Erkrankungen, Vitaminmangel). Daher ist eine ausführliche Diagnostik bei einem Facharzt oder in der Gedächtnisambulanz notwendig.

Viele Betroffene bemerken vor allem in der Anfangsphase der Erkrankung den Verlust ihrer Fähigkeiten. Oft werden aus Scham und dem Wunsch an der Normalität festzuhalten, Strategien entwickelt, die diese Defizite kompensieren oder auch verschleiern. Dazu gehören

  • Sozialer Rückzug um unangenehme Situationen zu vermeiden
  • Standartsätze, die in jeder Situation passen
  • Nutzung von Erinnerungshilfen
  • Ausreden „Niemand hat mir Bescheid gesagt“
  • Humor „Ja, wenn Sie das nicht wissen ...“

Für Menschen mit einer Demenz-Diagnose, die sich mit der Krankheit auseinandersetzen, gibt es seit 2015 Gesprächskreise im Familienzentrum.

Wer trotz Demenz allein in seiner Wohnung leben möchte, sollte über ein gutes Netzwerk verfügen, das ihm die notwendige Unterstützung gibt. Immer wieder wird man die Hilfeleistungen an den veränderten Bedarf anpassen müssen.

Eine gute Ausgangsbasis sind

  • Ärztliche Verordnung für Medikamentengabe und ggf. weitere medizinische Maßnahmen durch den Pflegedienst
  • Pflegeunterstützung bei der Zubereitung von Mahlzeiten oder der Körperpflege
  • Stundenweise Seniorenbegleitung
  • Ergotherapie im Hausbesuch
  • Besuch einer Tagespflege-Einrichtung

Auch technische Systeme sorgen für Sicherheit im Haushalt und können praktische Tätigkeiten abnehmen oder erleichtern.

  • Hausnotrufsystem
  • Herdabschaltsysteme
  • Uhren mit Anzeige des Wochentages
  • GPS-Armbänder

Bitten lassen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Angehörigen dazu beraten.

Oft berichten Angehörige, dass sie bereits Jahre vor der Diagnose Verhaltensveränderungen bemerkt haben, ihnen aber keine Bedeutung beigemessen haben. Das Verständnis dafür, dass es sich bei der Demenzerkrankung um einen Prozess handelt, an dem immer wieder andere Optionen zur Verfügung stehen,  kann zu einer Verbesserung der Beziehung zwischen Demenzkranken und Angehörigen beitragen.

In einer speziellen Demenzberatung im Familienzentrum können Sie allein oder gemeinsam mit dem Betroffenen nach Lösungen suchen.

Wenn Sie bemerken, dass das Sprachverständnis und/oder die Aufmerksamkeit Ihres Angehörigen abnehmen, sollten Sie folgende Regeln beachten:

  • Nehmen Sie Blickkontakt auf.
  • ­Bilden Sie kurze Sätze. Benutzen Sie einfache Worte.
  • ­Zeigen Sie auf die Dinge, um die es geht.
  • ­Stellen Sie keine Warum-Fragen.
  • ­Stellen Sie keine Entweder-oder-Fragen.
  • ­Sprechen Sie langsam.
  • ­Wiederholen Sie, wenn nötig.

Das starke Nachlassen des Kurzzeitgedächtnisses gehört zum Krankheitsbild der Demenz. Ihr Angehöriger möchte Sie nicht zur Verzweiflung bringen, wenn er immer wieder dasselbe fragt. Er hat dann oft das Bedürfnis, etwas Bestimmtes zu wissen. Zum Beispiel: „Welcher Tag ist heute?“ Leider speichert das Gedächtnis nicht mehr ab, dass es die Frage bereits gestellt hat und auch nicht, dass Sie bereits geantwortet haben. Bleiben Sie daher geduldig und freundlich.

Folgendes können Sie versuchen:

Bitten Sie Ihren Angehörigen die Antwort auf einen Zettel zu schreiben oder tun Sie das für ihn. Bringen Sie den Zettel gut sichtbar an. Wenn Ihr Angehöriger erneut danach fragt, bitten Sie ihn, auf dem Zettel nachzusehen.

Menschen mit Demenz erleben die Gegenwart anders als orientierte Menschen. Manchmal scheinen Sie in einer früheren Zeit oder an einem früheren Ort zu leben.

  • ­Stellen Sie Ihren Angehörigen nicht als Lügner hin.
  • ­Überlegen Sie, ob es wichtig ist, die Wahrheit klarzustellen.
  • ­Bauen Sie dem Angehörigen eine Brücke, damit er sein Gesicht wahren kann.

Mit Fortschreiten der Demenz wird die Vergangenheit immer wichtiger. Das liegt auch mit daran, dass keine neuen Erlebnisse abgespeichert werden. Lange Zeit ist jedoch der Zugriff auf das Langzeitgedächtnis möglich. Der Betroffene hält diese Informationen für „aktuell“ und fühlt sich dadurch oft auch in die Zeit seiner Kindheit oder Jugend zurückversetzt. Er denkt dann beispielsweise, dass seine Eltern noch leben.

Bitte nehmen Sie das nicht persönlich. Es ist schwer, wenn man erlebt, dass man von Mutter, Vater oder dem Ehepartner nicht (mehr) erkannt wird. Oft ist es so, dass der Betroffene fühlt, dass sie „irgendwie dazugehören“, nur der Name ist vielleicht gerade nicht präsent. Erich Kästner, der die Demenz seiner Mutter beschrieben hat, drückte es so aus: „Ihre Augen hatten mich vergessen. Ihr Herz vergaß mich nie.“

Ihr Angehöriger war immer ein stiller, besonnener Mensch. Doch nun wird er immer öfter aggressiv. Vielleicht tut er dies mit Worten, vielleicht zerstört er mutwillig Dinge oder verletzt sogar Sie oder andere.

  • Zunächst einmal müssen Sie in so einer Situation an sich selbst denken. Auch wenn Ihr Angehöriger möglicherweise seine Kraft nicht mehr richtig einschätzen kann und deshalb grob wird, dürfen und müssen Sie ihm Grenzen setzen.
  • Menschen mit fortgeschrittener Demenz können Schmerzen nicht mehr benennen. Oft reagieren Sie deshalb mit untypischem Verhalten wie Aggressivität, Ruhelosigkeit oder lautem Rufen. Veranlassen Sie eine ärztliche Untersuchung, um zu klären, ob es eine medizinische Ursache für das Verhalten gibt.
  • Überlegen Sie, ob das Verhalten in bestimmten Situationen auftritt. Vermeiden Sie diese Situationen, falls das möglich ist. Wenn das nicht möglich ist (z. B. bei der Körperpflege), verändern Sie die Rahmenbedingungen (waschen statt duschen, abends statt nachmittags).
  • Holen Sie sich Hilfe von Profis z. B. Pflegediensten oder Beratungsstellen.

Die Kosten für Beratungen im Infopunkt Demenz in Radebeul, Coswig, Moritzburg und Niederau werden vom Landkreis Meißen und den genannten Kommunen getragen. Für Menschen mit Demenz und für pflegende Angehörige ist die Beratung kostenfrei.